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beebird im Interview: Ein Start-up meistert die Krise


Marcus ist als gebürtiger Aschaffenburger froh darüber, endlich wieder in seiner Heimatstadt arbeiten zu können. Nach seinem Studium der Japanologie lebte er lange Zeit in Japan und arbeitete in der Game-Industrie. Dort hat er eine Liebe für das Bauen virtueller Welten entwickelt.



Marcus Krause Beebird DGZ Aschaffenburg VR AR


DGZ: Was genau macht eure Firma beebird?


Marcus: Mit beebird erstellen wir Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Apps mit XR-Technologie. Wir nutzen diese Technologien, um Showrooms, Messestände und Immobilien darzustellen und interagierbar zu machen. Gerade jetzt in Corona-Zeiten, wo es schwierig oder fast unmöglich ist, die eigenen Vertriebskanäle wie Showrooms darzustellen, bauen wir virtuelle Räume, die man begehen, anschauen und mit denen man interagieren kann. Und das gilt auch für die Produkte, die in den virtuellen Räumen ausgestellt werden.


DGZ: Wie kamst du darauf, zu gründen und eine Firma aufzubauen?


Marcus: Ich hatte vor ein paar Jahren einen Erweckungsmoment, als die neuen Technologien aufkamen, die es erlaubt haben, Probleme aus anderen Perspektiven zu sehen. Ich wollte unbedingt dieses Momentum nutzen, um mit diesen Technologien Probleme zu lösen, indem man tatsächlich seine Perspektive ändert.


DGZ: Was hat es mit dem Kolibri, also dem „beebird“ in eurem Logo auf sich?


Marcus: Der Kolibri, auch Honigvogel genannt, ist Meister der Anpassung an neue ökologische Nischen. Er ist sehr agil und damit ein Symbol für unsere Denkweise: Keine Angst vor neuen Herausforderungen zu haben, sondern sich agil an neue Umgebungen anzupassen. Entsprechend ist unser Logo auch orange, denn das ist eine Farbe, die sehr energetisch ist und die Kreativität fördert.


DGZ: Für wen ist eure Firma interessant und warum?


Marcus: Das naheliegende sind die Immobilienunternehmen, da wir durch die virtuelle Darstellung von Räumlichkeiten ermöglichen, dass Kunden der Immobilienunternehmen die Angebote einfach selbst erfahren können. Aber damit hört es nicht auf, denn wir denken an Großunternehmen, die Messen oder Ausstellungsräume brauchen, um ihre Produkte darzustellen und für die diese wichtige Möglichkeit durch die Corona-Krise wegfällt. Wir können helfen, indem wir diese Räume bauen und ihnen so ermöglichen, ihre Produkte virtuell darzustellen und weltweit, 24/7 dem Kunden zugänglich zu machen.


DGZ: Ihr unterstützt also sowohl das Marketing als auch den Vertrieb eurer Kunden?


Marcus: Ja, ganz genau. Durch die Digitalisierung hat man die Möglichkeit, die Daten immer weiter zu tragen und zu verlinken. Es endet also nicht bei der Darstellung, sondern bei der Interaktion damit und natürlich beim Verkaufsprozess.


DGZ: Wie konnte dich das DGZ auf deinem bisherigen Weg unterstützen?


Marcus: Ich bin ja Aschaffenburger und die Möglichkeit, hier in meiner Heimatstadt arbeiten und meine Firma aufbauen zu können, war natürlich essentiell. Das Gründerzentrum hat mir tatsächlich erstmal eine Heimat geboten. Ich bin in eine Community gekommen, habe mich mit Leuten ausgetauscht und dadurch entsteht natürlich ein Feedback-Loop. Man arbeitet mit anderen Leuten zusammen, sieht die Probleme von den Kollegen und wie sie ihre Probleme angehen. Das kann natürlich auch inspirieren: Wie kann ich mein konkretes, vielleicht einfaches Problem mit einem Server, mit irgendeiner Datenverbindung oder was auch immer lösen? Die Community ist wirklich ein wichtiger Aspekt für ein Gründerzentrum.


DGZ: Wie verlief eure Reise als Start-up bisher?


Marcus: Das war wirklich ein spannender Trip: Wirklich erstmal anzufangen, sich ein Feld zu erarbeiten und auch die Probleme von Unternehmen zu erkennen und Lösungen dafür zu finden, ist ein Aufwärtskampf – immer wieder an Firmen heranzutreten, beharrlich zu sein und auch immer wieder nachzufragen und sich nicht davon entmutigen zu lassen, dass Dinge eben Zeit brauchen. Ich denke, eine wichtige Lektion für mich war, dass eben nicht alles auf Abruf funktioniert, denn man ist als Gründer oder Start-up ja nicht derjenige, auf den die Welt gewartet hat: Man kündigt sich bei einer Firma an, hat ein Gespräch und einen ganz interessanten Austausch, aber dann hört man erstmal eine Weile nichts. Das bedeutet aber nicht, dass es uninteressant ist, sondern dass vielleicht in dem Moment keiner da ist, der sich mit dem Projekt beschäftigen kann. Und so ging das eigentlich das ganze letzte Jahr, verstärkt durch Corona, denn viele waren im Homeoffice und zwar telefonisch oder per E-Mail erreichbar, aber das war dann oft eine indirekte Kommunikation oder über mehrere Ecken. Dadurch war es für uns auch eine anstrengende Reise – aber eine Reise, die wirklich viele Einsichten gebracht hat und uns Möglichkeiten gegeben hat, Lösungen anzubieten. Wir hatten auf einmal Anfragen wie das mit den Showrooms und plötzlich wurde das zum Notwendigen, denn da war die Nachfrage. Man muss also tatsächlich anpassbar sein wie ein Kolibri und nicht immer an einer einzigen Idee festhalten, sondern auch sehen: Okay, wir haben diese Fähigkeiten, welche neuen Herausforderungen und Angebote kann man denn erstellen?


DGZ: Das klingt, als hättest du viele Höhen und Tiefen im vergangenen Jahr erlebt. Was möchtest du anderen mit auf den Weg geben?


Marcus: Ich denke, das wichtigste ist wirklich Beharrlichkeit. Also, sich nicht entmutigen zu lassen. Egal, ob Gründer oder Firmen, die das erste Mal mit neuen Problemen konfrontiert sind – man darf nicht denken „Es ist vorbei“, sondern „Welche Möglichkeiten bieten denn jetzt diese Herausforderungen für neue Technologien?“. Denn, ob es wirklich keine Lösung gibt, sieht man vielleicht erst nach vielen Monaten. Und vorher kann man nicht sagen, dass es keinen Ausweg gibt. Beharrlichkeit und die Offenheit Neues zu lernen und auch Visionen zu haben, sind wirklich entscheidend für uns, um weiterzumachen.

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